Naturschutzgerechte Fischerei im Teichgebiet Biesenbrow

Tief eingebettet in die Agrarlandschaft bieten die drei Teiche mit ca. 80 ha von Gehölz umgebener Wasserfläche ein besonderes Kleinod. Ehemals wurden sie intensiv bewirtschaftet mit Karpfen- und Entenaufzucht, Kraftfutter, Düngemitteln und Pharmaka und alljährlichem Abfischen. Zwar lockten sie eine reiche Vogelwelt an, die auch nach Aufgabe der Intensivbewirtschaftung noch jahrelang vom Fischreichtum auf Grund der gespeicherten Nährstoffe zehrte. Doch leidet unter solchen Bedingungen auf Dauer die Vitalität der Gewässer. Dagegen kann eine extensive Fischereiwirtschaft eine traditionelle Form der Landnutzung erhalten und gleichzeitig wertvolle Lebensraumtypen und Habitate. Sie beruht auf dem Ablassen der beiden unteren Teiche im mehrjährigen Turnus, wodurch ein weitgehender Wasseraustausch bewirkt wird.

Nach einem Bruch des unteren Dammes im Jahre 2010 veränderte sich das Gefüge der Teichlandschaft: der untere Mühlteich lief leer und auf seinem Grund begannen Erlen und Weiden auszutreiben, die im Laufe der Jahre eine stattliche Höhe erreichten. Der Damm konnte durch den Wasser- und Bodenverband Welse dank der Unterstützung des brandenburgischen Umweltministeriums neu aufgebaut und 2014 wieder in Betrieb genommen werden. Seitdem konnte der Teich wieder bespannt werden und in der Folge starben die Bäume und Gebüsche ab. Mit ihnen liegt nun eine reichhaltige natürliche Futtergrundlage vor, die auch hervorragende Verstecke für Jungfische bildet.

Foto: Dietmar Nill

Bewährt hat sich bisher der geringe Besatz des mittleren Hintenteiches mit Hechten – dadurch konnten sich typische Vegetationsstrukturen mit der seltenen Verworrenen Armleuchteralge ausbilden, für die eine besonders hohe Verantwortung besteht. Diese deutschlandweit vom Aussterben bedrohte Art ist als floristische Besonderheit ein wertvoller Neufund und soll durch eine angepasste Fischereiwirtschaft unterstützt werden. Drei Inseln, Schilfröhrichte und zahlreiche Buchten sorgen für sehr unterschiedliche Nischen und Kleinhabitate mit verschiedensten Ausprägungen. Der sich von Insekten ernährende Zwergtaucher bevorzugt diesen Teich, wo Libellenlarven sich offenbar gut entwickeln. Ganzjährig halten sich auf ihm ca. 50 Höckerschwäne auf, darunter wenige Paare mit Jungtieren, die strikt ihr Revier verteidigen. Sie nutzen die umliegenden Äcker als Äsungsflächen.

Der viel kleinere obere Polßenteich ist sehr flach und überwiegend mit Schilf bewachsen. Dazwischen liegen nicht einsehbare Wasserflächen, die vielen Wildenten Verstecke, Brut- und Rastplätze bieten. Ab Spätsommer fällt der Wasserstand auf ein Minimum und legt nahrungsreiche Schlickflächen frei, die von Kiebitzen und anderen Watvögeln sowie verschiedenen Entenarten auf dem Durchzug aufgesucht werden. Dieser Teich dient als wichtiger Nährstoffpuffer. Vermutlich war er bis zum Bau des oberen Dammes nach dem 1. Weltkrieg ein Teil des Hintenteiches und seitdem mit dem parallel verlaufenden Graben separat abfischbar. Die beiden in ihn mündenden Gräben (Hassel- und Jacknitzgraben) führten mit der Fracht von den umliegenden Äckern zu seiner fortgeschrittenen Sedimentation.

Daher wurde ein qualifiziertes, die naturschutzfachliche und trophische Situation der Teiche wie auch den Wasserhaushalt des Gebiets zu berücksichtigende Fischereikonzept erarbeitet, um unnötige Beeinträchtigungen der Schutzgüter auszuschließen.

Dazu zählen insbesondere die Verworrene Armleuchteralge (Tolypella intricata) und das ebenfalls gefährdete Glanz-Laichkraut (Potamogeton lucens). Faunistisch relevant sind v.a. Fischotter, Rotbauchunke und Laubfrosch, aber auch der Biber, der sich seit den Erhebungen um 2010 im Teichgebiet stark vermehrt hat. Vor dem Dammbruch brütete der sehr seltene Schwarzhalstaucher innerhalb einer Kolonie von Lachmöwen und Flussseeschwalben. Für letztere wurden gesicherte Schwimmplattformen geschaffen, da es mehrfach zu erfolglosen Brutversuchen -vielleicht wegen der extrem häufig vorkommenden Waschbären- kam.

 

Dieses Bewirtschaftungskonzept wurde im Einvernehmen mit der Biosphärenreservats-Verwaltung in Abstimmung mit dem Fischerei-Pächter erstellt und verbindlich in den aktuellen Pachtvertrag integriert. Neben der Sicherung und Weiterentwicklung der Schutzgüter wird damit eine traditionelle Methode der Landnutzung erhalten. Es wird vollständig auf Futter- und Düngemittel sowie auf jegliche Art von Chemikalien und Behandlungsstoffen verzichtet. Mit der fortschreitenden Extensivierung werden sich voraussichtlich Strukturen herausbilden, die den Habitatansprüchen der bereits benannten Arten genügen und auch weitere anziehen können:

– mit Schilf, Rohrkolben und Seggen bestandene Verlandungszonen, teils aufgelichtet mit kleinen Buchten als Lebens- und Rückzugsraum für Rallen, Rohrdommel, Rothals- und Zwergtaucher

– besonnte Flachwasserzonen als „Arena“ und Laichgebiet für Amphibien

– temporär trockenfallende Seggenriede als potentieller Lebensraum für die geschützte Bauchige Windelschnecke und im Übergang zu Weidengebüsch für das seltene Blaukehlchen

– klares Wasser und mineralische Böden, auf denen die Verworrene Armleuchteralge neben anderen Makrophyten gedeihen kann.

Stürme sorgen bereits für zahlreiche umgestürzte Bäume im Uferbereich, die Wurzelteller und Abbruchkanten als neue Jagd- und Bruthabitate für den Eisvogel schaffen und bei Silberreihern wie Kormoranen beliebte, im Wasser liegende Stämme, von denen aus sie Klein- und Jungfische jagen, die sich im Schutz der abgestorbenen Kronen sicher wähnen.

Foto: Dietmar Nill

Foto: Dietmar Nill

Foto: Dorothea Dietrich

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