Der Stiftungsgründer Freiherr Prof. Dr. Otto von Helversen

(1943-2009)

Unser Stiftungsgründer Otto von Helversen wurde am 09.08.1943 als Sohn des Diplomaten Mario Freiherr von Helversen-Helversheim in Sofia, Bulgarien geboren. Seine Familie flüchtete 1946 über Ottobrunn nach Wiesbaden, wo er schon jung sein Interesse für die Natur entdeckte. Von seinem ersten selbst verdienten Geld kaufte er sich ein Fernglas. Er schloss sich einem Kreis von Ornithologen an, über den er auch seine spätere Frau Dagmar Uhrig kennenlernte. Nach seinem Abitur studierte er von 1962 bis 1968 Mathematik und Biologie in Mainz, Tübingen und Freiburg.

Nach dem Studium promovierte er 1970 unter der Betreuung von Prof. Dr. Hassenstein in Freiburg zum Farbsehen bei Honigbienen. Im selben Jahr heirateten er und Dagmar, die ebenfalls ihre Doktorarbeit in Biologie abschloss. Ihre Kinder Thomas und Bettina wurden in Freiburg geboren und ihr Sohn Martin in Nürnberg, nachdem Otto 1979 einen Ruf auf eine Professur für Zoologie an die Friedrich Alexander Universität Erlangen angenommen hatte. Dort forschte und lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2008.

Der Fokus seiner Forschung lag auf der Verbreitung und Artenvielfalt von Fledermäusen in Europa und dem Paarungsverhalten von Feld- und Laubheuschrecken. Später kam seine Faszination für tropische Fledermausarten hinzu. Im Zuge eines Forschungsprogramms zur Nahrungssuche von Blumenfledermäusen reisten er und Dagmar häufig nach Costa Rica.

Sein breites wissenschaftliches Interesse zeigte sich in zahlreichen Veröffentlichungen, welche vom Brutverhalten des Spornkiebitzes über die Beschreibung von Pseudoskorpionen hin zu Arbeiten an Wolfspinnen und Grillen reichen. Sein Wirken hat in vielen Bereichen nachhaltig die Wissenschaft geprägt. 2001 beschrieb er eine neue Fledermausart, die Nymphenfledermaus (Myotis Alcathoe). Zusammen mit seiner Frau Dagmar, die 2004 verstarb, beschrieb er die Ko-Evolution von Fledermäusen und den von ihnen bestäubten Pflanzen. Seine Fotos und Zeichnungen fanden in Lehr- und Schulbüchern Verwendung.

Ottos Interesse an der Biologie war nicht nur auf seine Forschung gerichtet, sondern stammte aus einer grundlegenden Begeisterung, Liebe und Faszination für die Natur in all ihren Facetten. Dies zeigte sich in seinem schier unerschöpflichen Wissen über Tiere und Pflanzen in Europa sowie seinem Grundbedürfnis, Natur zu schützen und zu bewahren. Von ihrem Privatvermögen kauften er und Dr. Christian Weisser in Costa Rica ehemalige Weideflächen zum Zwecke des Naturschutz und führten eine ökologisch angepasste Wiederaufforstung durch.

Die Helversen’sche Stiftung für Arten- und Biotopschutz gründete er im Jahre 2005, um in Biesenbrow bei Angermünde eine ökologisch wertvolle Teichlandschaft zu schützen. Mit dem von ihm eingebrachten Grundstockvermögen erwarb die Stiftung in einem jahrelangen Prozess mit vielen Hindernissen das Gebiet um die Hintenteiche. Dieses Projekt lag ihm besonders am Herzen. Zusammen mit dem bekannten Naturfotografen Dietmar Nill erstand er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stiftungsgelände das Mühlengrundstück gegenüber dem Ehm-Welk-Haus. Sein Ziel war es die Mühle zu restaurieren und sich nach seiner Emeritierung dort zur Ruhe zu setzen, seiner Leidenschaft der Vogelbeobachtung nachzugehen und die Schönheit der Natur für kommende Generationen zu bewahren.

Auf dem Gelände der Stiftung sollten Forschungsprojekte zu diversen biologischen Fragestellungen durchgeführt werden, wie zum Beispiel das von Rudolf Leitl 2008 begonnene Fledermausprojekt und eine Erfassung der bestehenden Artenvielfalt, sowie Nachwuchswissenschaftler*innen bei ihren Projekten begleitet werden.

Das Vorhaben, sich in Biesenbrow zur Ruhe zu setzen, wurde durch seinen frühen Tod am 2. März 2009, nur wenige Monate nach seiner Emeritierung, zunichtegemacht. Sein Ziel die Natur zu schützen lebt in der Stiftung fort, in der sein Sohn Thomas als zweiter Vorsitzender fungiert. Mit Hilfe des von Otto von Helversen ausgewählten Stiftungsrats gelang es, das Projekt Helversen´sche Stiftung für Arten- und Biotopschutz fortzuführen und um neue Aspekte, insbesondere den Gewässerschutz, zu bereichern.

Foto: Privat