Renaturierung des Jacknitzgrabens

Im Anschluss an den Lebensraumkorridor Biesenbrow soll mit Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie der Biotopverbund entlang des Jacknitzgrabens weiter ausgebaut werden.

Der Jacknitzgraben ist einer von zwei oberflächigen Zuläufen in die Fischteiche bei Biesenbrow. Die werden heute nur noch teilweise und sehr schonend nach Maßgaben des Naturschutzes fischereilich genutzt. Hier wurde schon viel erreicht, um die ökologische Durchgängigkeit für im Wasser lebende Tiere zu verbessern, Nährstoffe zurück zu halten und den Wasserhaushalt der Landschaft zu verbessern.

Über viele Jahre konnten hier Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden, weil das Teichgebiet im Eigentum der Helversen’schen Stiftung für Arten- und Biotopschutz ist und mit den beiden unmittelbar angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieben eine gute Zusammenarbeit gewachsen ist.

Der Jacknitzgraben fließt zwar auch durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, jedoch weitgehend durch eine seit Jahrhunderten intensiv ackerbaulich genutztes, hügeliges Gebiet. Hier wurde die Landschaft über lange Zeit an die Nutzungsinteressen der Menschen angepasst. Dabei lag immer ein wichtiges Augenmerk auf der „schadlosen Ableitung des Wassers“, von dem es offensichtlich früher aus Sicht der Menschen häufig zu viel gab.
Vor allem in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden, häufig mit sowjetischer Großtechnik, im Zuge der ‚Komplexmelioration‘ Kleingewässer (Sölle) verfüllt oder entwässert und Gräben verrohrt. Teilweise liegen die Rohre mehrere Meter unter der Erde.
Die Entwässerung wurde auch in die Wälder ausgedehnt und Niedermoore in Taleinschnitten wurden mit Gräben durchzogen.
Die Voraussetzungen für eine Renaturierung der Landschaft erscheinen auf den ersten blick ausgesprochen günstig, beispielsweise wegen der Lage im Biosphärenreservat. Diese Schutzgebiete sollen naturverträglich entwickelt werden. Die großen landwirtschaftlichen Betriebe in diesem Gebiet haben dementsprechend in den letzten Jahren auf Ökolandbau umgestellt. Dem zuständigen Wasser- und Bodenverband ‚Welse‘ sind die zahlreichen Rohre und Schächte ein Dorn im Auge. Denn sie sind in die Jahre gekommen und bei Havarien muss aufwändig nach der Ursache geforscht und umfangreich gebaggert werden. Auch viele Anwohner und die Mitglieder des Heimatvereins wünschen sich eine stärker gegliederte Landschaft, wie sie auf historischen Karten zu sehen ist und die Lebensraum für Kiebitz, Frösche und andere bietet.
Auch wenn sich in den Zielen alle einig sind – die Schwierigkeiten liegen im Detail. Bei einer Beschäftigung mit den Grundlagen wurde klar, dass insbesondere die Fließgewässer häufig nicht flurstücksscharf verlaufen. Zu DDR-Zeiten war alles ‚EdV‘ – Eigentum des Volkes. Da spielte es beim Bau von Rohrleitungen und Gräben keine Rolle, wenn verschiedene Grundstücke geschnitten wurden. Inzwischen gibt es wieder Privateigentum und unterschiedliche Besitzer. Daher gelten die meisten Gräben und Rohre als Gewässer 2. Ordnung, die unterhalten werden müssen, wenn sich nicht alle Eigentümer einig sind, dass auf die Pflege verzichtet werden kann.

Eine Auswertung hydrologischer Karten ergab überdies, dass die von Menschen angelegten Oberflächengewässer eine Grundwasserscheide überqueren. Das bedeutet, dass Wasser aus dem westlichen Einzugsgebiet des Jacknitzgrabens natürlicherweise gar nicht in Richtung der Hintenteiche fließen würde. Der Landschaft westlich der Grundwasserscheide wird also künstlich Wasser entzogen.

Alle diese Probleme führten zu dem Entschluss, dass eine fachlich gut begründete Machbarkeitsstudie notwendig ist, um sinnvolle Maßnahmen einvernehmlich und zügig umzusetzen. Nach gründlicher Vorarbeit und einem langen Genehmigungsprozess für zusätzliche Fördermittel konnte im März 2023 das qualifizierte Planungsbüro BIUW aus Templin damit beauftragt werden und will innerhalb von neun Monaten Vorschläge vorlegen und mit allen Beteiligten beraten, welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden können.

Einiges konnte aber auch schon in den letzten beiden Jahren erreicht werden. Durch die regelmäßige Teilnahme von Vertretern unserer Stiftung an den Grabenschauen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Biosphärenreservatsverwaltung und dem Wasser- und Bodenverband und durch viele gute Gespräche mit Landnutzern und Flächeneigentümern konnten schon einige Veränderungen bewirkt werden: Einige Gräben werden gar nicht oder nicht mehr so häufig frei geräumt.

Biberdämme werden, wo immer möglich, nicht mehr abgetragen, sondern nur noch der Wasserstand reguliert.
Der Große Kaulsee fließt, wenn sich nach der Dürre der letzten Jahre wieder ein ‚normaler‘ Wasserstand einstellt, nicht mehr durch eine tiefe Rohrleitung, sondern durch einen offenen Graben ab, der sich nach der anfänglichen Herrichtung im Laufe der Zeit wieder natürlich bewachsen soll.
Der ‚große Wurf‘ wird aber erst mit dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie möglich sein. Jahrhunderte alte Eingriffe können leider nicht in wenigen Jahren umgestaltet werden.